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Zu Beginn des Monats August wurde für die 35 Tänzer und Tänzerinnen der Hans-von-der-Au Gruppe Erbach Wirk- lichkeit, was sich zuvor als Kampf mit der Bürokratie aus- zeichnete: eine Fahrt nach Polen. Über Hof ging es nach Prag. Nach zweistündigen Aufenthalt an der polnischen Grenze erreichte man nach sehr interessanter Fahrt über Königkrätz, Glatz, Neisse und Kattowitz die ehemalige Königsstadt Krakau. Nach einer Übernachtung in einem Studentenhotel ging es am nächsten Tag weiter nach Lublin, nicht aber ohne zuvor Krakau besichtigt zu haben.
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Am Ziel ihrer Reise waren die Erbacher Gäste der Marie-Curie-Skodowska-Universität Lublin und der dortigen Volkstanzgruppe. Hier wartete ein volles Programm, das noch am gleichen Tag mit einem offiziellen Empfang durch die Volkstanzgruppe UMCS eröffnet
wurde. Gruppenleiter Stanislaw Leszcynski betonte hierbei den historischen Moment der Begegnung, da es die erste deutsche Folkloregruppe sei, der es ermöglicht worden sei, Polen zu besuchen. Nach dem Abendessen erfolgte eine Aussprache, die wirtschaftliche, politische und kulturelle Themen zum Inhalt hatte. In puncto Politik spürte man hier eine gewisse Zurückhal- tung, was auch auf die Geschichte des politischen Geschehens zurückzuführen war. Am Rande des Informationsabends |

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entwickelte sich aber bereits ein folkloristischer Kontakt und es wurde bis spät in den Abend hinein getanzt.Der folgende Tag brachte eine Stadtbesichtigung unter der Leitung eines Stadtführers, der durch seine Art die Besichtigung zu einem Erlebnis machte. Durch den polnischen Tanzleiter Leszcynski wurden polnische Tänze und Lieder ein- studiert, die in das spätere internationale Repertoire der Hans-von-der-Au Gruppe auf-

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genommen werden sollte. Der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek bei Lublin mit Filmvorführungen und einer Führung durch das Lager machte die Ver- gangenheit nur allzu deutlich. Nach der er- sten Veranstaltung, einem Konzert außer- halb Lublins, in Glusk, überraschten uns die polnischen Gastgeber mit einem erneuten Empfang. Tags darauf, an einem Sonntag, wurde die Gelegenheit genutzt, an einem Hochamt im Lubliner Dom teilzunehmen. |
Noch am gleichen Tag fand eine weitere Veranstaltung vor ca. 3000 Zuschauern im Lubliner Stadtpark "?Grod Saski? statt. Warschau und seiner Umgebung waren ein ganzer Tag gewidmet, was wiederum eine Filmvorführung , diesmal über die Zerstörung und Wiederaufbau der Stadt, mit. Außerdem verblieb noch Zeit, die im alten Stil wieder aufgebaute Altstadt selbständig zu besichtigen und einen Eindruck über die hier er- brachten Leistungen zu gewinnen.
Unvergesslich wird der Ausblick vom Kul- turpalast auf die Altstadt, die Weichsel und auch auf die Weite des Landes bleiben. Das Ferienlager des polnischen Jugend- verbandes ?Bialka? nahe der russischen Grenze war ein weiterer Programmpunkt. Besonders die Bademöglichkeit im See bot uns eine willkommene Abwechslung. Nach einer Veranstaltung im Ferienlager, welche schnelle Kontakte mit der Jugend brachte, wurden die Odenwälder mit be- |
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geistertem ?Dankeschön? verabschiedet. Noch am gleichen Abend wartete die nächste Veranstaltung im großen Theatersaal der Lubliner Universität, sowie der eigene Empfang für die polnischen Gastgeber. Trotz Zeitnot und einiger Überraschungen wurde der Abend ein Erfolg. Höhepunkt des zweistündigen Programmes waren drei polnische Lieder, die das Publikum zu Akteuren werden liess, denn diese Geste wurde überall verstanden.
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Zu dem Empfang, für den man kulinarische Vorbereitungen aus Hessen bereits zu Hause getroffen hatte, fanden sich neben der UMCS-Gruppe auch offizielle Vertreter der Stadt und der Universität Lublin ein. Das beste Zeichen für das gelingen dieses Abends war wohl, dass um 3 Uhr früh die letzten ?mit Gewalt? nach Hause geschickt werden mussten. Der folgende Tag brachte wieder zwei Konzerte, unter anderem im historisch und architektonisch bedeutsamen Kazimierz. |
Dass die Begeisterung des Publikums echt war, zeigte sich daran, dass spontan ein großer Korb Blumen überreicht wurde. Der letzte Tag in Lublin wurde durch einen Empfang der Kulturabteilung der Stadt beschlossen. Es schloss sich eine Veranstal- tung der UMCS-Gruppe an, an der auch russische Professoren teilnahmen. Auch die Rückreise gestaltete sich zu einem Erlebnis.
Zunächst ging es durch das polnische Flach- land, wobei Breslau angesteuert wurde. Von dort über Schweidnitz, vorbei an Walden- burg und Schmiedeberg, bei Hirschberg grüßten von weitem die Sudeten und das Riesengebirge mit der Schneekoppe. Über die Gebirgshänge hinweg fuhr der Bus weiter durch Gablonz nach Prag, der letzten Nachtstation. Mit der 3500-Kilometer- Marke strebte man dem Ausgangspunkt Erbach entgegen.
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Die Hans-von-der-Au Gruppe hofft, ihre polnischen Freunde möglichst bald zum Gegenbesuch in Erbach begrüßen zu können.
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