Polen

Polenfahrt 1973

 

Zu Beginn des Monats August wurde für die 35 Tänzer und
Tänzerinnen der Hans-von-der-Au Gruppe Erbach Wirk-
lichkeit, was sich zuvor als Kampf mit der Bürokratie aus-
zeichnete: eine Fahrt nach Polen. Ãœber Hof ging es nach Prag.
Nach zweistündigen Aufenthalt an der polnischen Grenze
erreichte man nach sehr interessanter Fahrt über Königkrätz,
Glatz, Neisse und Kattowitz die ehemalige Königsstadt
Krakau. Nach einer Ãœbernachtung in einem Studentenhotel
ging es am nächsten Tag weiter nach Lublin, nicht aber ohne
zuvor Krakau besichtigt zu haben.

Am Ziel ihrer Reise waren die Erbacher Gäste der Marie-Curie-Skodowska-Universität
Lublin und der dortigen Volkstanzgruppe. Hier wartete ein volles Programm, das noch am
gleichen Tag mit einem offiziellen Empfang durch die Volkstanzgruppe UMCS eröffnet

wurde. Gruppenleiter Stanislaw Leszcynski
betonte hierbei den historischen Moment
der Begegnung, da es die erste deutsche
Folkloregruppe sei, der es ermöglicht worden sei, Polen zu besuchen. Nach dem
Abendessen erfolgte eine Aussprache, die
wirtschaftliche, politische und kulturelle
Themen zum Inhalt hatte. In puncto Politik
spürte man hier eine gewisse Zurückhal-
tung, was auch auf die Geschichte des
politischen Geschehens zurückzuführen
war. Am Rande des Informationsabends

Stadtansicht

entwickelte sich aber bereits ein folkloristischer Kontakt und es wurde bis spät in den
Abend hinein getanzt.Der folgende Tag brachte eine Stadtbesichtigung unter der Leitung
eines Stadtführers, der durch seine Art die Besichtigung zu einem Erlebnis machte.
Durch den polnischen Tanzleiter Leszcynski wurden polnische Tänze und Lieder ein-
studiert, die in das spätere internationale Repertoire der Hans-von-der-Au Gruppe auf-

Lange Fußmärsche ermüden

genommen werden sollte. Der Besuch des
ehemaligen Konzentrationslagers Majdanek
bei Lublin mit Filmvorführungen und einer
Führung
durch das Lager machte die Ver-
gangenheit nur allzu deutlich. Nach der er-
sten Veranstaltung, einem Konzert außer-
halb Lublins, in Glusk, überraschten uns die
polnischen Gastgeber mit einem erneuten
Empfang.
Tags darauf, an einem Sonntag, wurde die
Gelegenheit genutzt, an einem Hochamt im
Lubliner Dom teilzunehmen.

Noch am gleichen Tag fand eine weitere Veranstaltung vor ca. 3000 Zuschauern im
Lubliner Stadtpark "?Grod Saski?
statt. Warschau und seiner Umgebung waren ein
ganzer Tag gewidmet, was wiederum eine Filmvorführung , diesmal über die Zerstörung
und Wiederaufbau der Stadt, mit. Außerdem verblieb noch Zeit, die im alten Stil wieder
aufgebaute Altstadt selbständig zu besichtigen und einen Eindruck über die hier er-
brachten Leistungen zu gewinnen.

Unvergesslich wird der Ausblick vom Kul-
turpalast auf die Altstadt, die Weichsel und
auch auf die Weite des Landes bleiben.
Das Ferienlager des polnischen Jugend-
verbandes ?Bialka? nahe der russischen
Grenze war ein weiterer Programmpunkt.
Besonders die Bademöglichkeit im See bot
uns eine willkommene Abwechslung.

Nach einer Veranstaltung im Ferienlager,
welche schnelle Kontakte mit der Jugend
brachte, wurden die Odenwälder mit be-
Kolossal

geistertem ?Dankeschön? verabschiedet. Noch am gleichen Abend wartete die nächste
Veranstaltung im großen Theatersaal der Lubliner Universität, sowie der eigene Empfang
für die polnischen Gastgeber. Trotz Zeitnot und einiger Überraschungen wurde der Abend
ein Erfolg. Höhepunkt des zweistündigen Programmes waren drei polnische Lieder, die
das Publikum zu Akteuren werden liess, denn diese Geste wurde überall verstanden.

Polnische Tänzer Zu dem Empfang, für den man kulinarische
Vorbereitungen aus Hessen bereits zu
Hause getroffen hatte, fanden sich neben
der UMCS-Gruppe auch offizielle Vertreter
der Stadt und der Universität Lublin ein.
Das beste Zeichen für das gelingen dieses
Abends war wohl, dass um 3 Uhr früh die
letzten ?mit Gewalt? nach Hause geschickt
werden mussten.
Der folgende Tag brachte
wieder zwei Konzerte, unter anderem im
historisch und architektonisch bedeutsamen
Kazimierz.

Dass die Begeisterung des Publikums echt war, zeigte sich daran, dass spontan ein
großer Korb Blumen überreicht wurde. Der letzte Tag in Lublin wurde durch einen
Empfang der Kulturabteilung der Stadt beschlossen. Es schloss sich eine Veranstal-
tung der UMCS-Gruppe an, an der auch russische Professoren teilnahmen.

Auch die Rückreise gestaltete sich zu einem Erlebnis.

Zunächst ging es durch das polnische Flach-
land, wobei Breslau angesteuert wurde. Von
dort über Schweidnitz,
vorbei an Walden-
burg und Schmiedeberg, bei Hirschberg
grüßten von weitem die Sudeten und das
Riesengebirge mit der Schneekoppe.

Über die Gebirgshänge hinweg fuhr der Bus
weiter durch Gablonz nach Prag, der letzten
Nachtstation. Mit der 3500-Kilometer-
Marke strebte man dem Ausgangspunkt
Erbach entgegen.

Und wiedereinmal ausruhen

Die Hans-von-der-Au Gruppe hofft, ihre polnischen Freunde möglichst bald zum Gegenbesuch in Erbach begrüßen zu können.

Gruppenfoto


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