OdenwÀlder Spinnstube |
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Mittelpunkt der dörflichen Winterabende im Odenwald waren zu frĂŒheren Zeiten sicherlich die Spinnstuben. An erster Stelle sei genannt, dass diese Treffen zum Arbeiten als auch zum Austausch von Neuigkeiten dienten. |
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Ăber den Wert dieser Spinnstuben wurde bereits viel geschrieben. Je nach Einstellung des Verfassers fiel der Artikel zu Gunsten oder zu Ungunsten der Spinnstuben aus. |
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v ReiĂt ein Gedankengang ab, "dann verliert man den Faden" v Anderseits "spinnt einer einen Gedanken zu Ende" v Wenn jemand Unsinn redet, "dann spinnt er ganz schön" v Wird eine unglaubliche Geschichte erzĂ€hlt heiĂt das "Seemannsgarn spinnen" v "Man hat ihn eingesponnen" bedeutet, dass einer im GefĂ€ngnis sitzt und dort das Spinnrad betĂ€tigen muss spĂ€ter kam dann das besser bekannte "TĂŒtenkleben". |
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Im ĂŒbrigen war das Spinnrad das Sinnbild des hĂ€uslichen FleiĂes und durfte auf dem Aussteuerwagen der Braut nicht fehlen. |
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Die Veranstaltungen von Spinnstubenabenden sah man in der Regel als ein vergnĂŒgliches Zu-sammensein an, in welcher aber die Arbeit nicht zu kurz kam, denn die OdenwĂ€lder Landbevölkerung war vor der Industrialisierung auch im Hinblick der Produktion von Garnen und Stoffen auf die Selbstversorgung angewiesen. Denn die gesponnenen FĂ€den fanden bei einer Vielzahl von KleidungsstĂŒcken Verwendung. Der Einzug des Industriezeitalters brachte es spĂ€ter mit sich, dass kein Garn mehr gesponnen werden musste. Ersatzarbeiten wie z. B. NĂ€hen, Stricken und Sticken fĂŒllten diese LĂŒcken aus. |
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Das Brauchtum der "OdenwĂ€lder Spinnstuben" soll einen Ăberblick ĂŒber die Sitten und GebrĂ€uche geben, wie sie in unserer nĂ€heren Heimat, nĂ€mlich im Odenwald, ĂŒblich waren. Sicher gibt es auch hier Abweichungen von den geschilderten Spinnstuben-BrĂ€uchen. Aber alle BrĂ€uche in jeder Einzelheit aufzufĂŒhren ginge zu weit und wĂŒrde den vorgesehenen Rahmen sprengen. |
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Die Spinnstubenzeit begann in der Regel im Monat November und zog sich bis zur Fastnachtszeit hin. Unterschiedliche Ăberlieferungen besagen, dass zwischen den Jahren, d. h. zwischen Weihnachten und Neujahr, eine Spinnstubenpause eingelegt wurde bei anderen wird vorgegeben, dass es gerade in dieser Zeit zu durchtanzten und durchsungenen NĂ€chten gekommen ist. |
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Aber es dauerte sicherlich nicht allzu lange, bis die Arbeit der MĂ€dchen am Spinnrad unterbrochen wurde. Die MĂ€dchen warteten bereits insgeheim auf die jungen Burschen, die sich auf den Weg zu ihnen gemacht hatten. |
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v So wurden von den Burschen die Spulen versteckt v Der Rocken (Holzstab auf dem der zu verarbeitende Hanf/Flachs oder Wolle aufgesteckt ist) war plötzlich verschwunden. v Der gesponnene Faden riss wie von Geisterhand |
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Das gemeinsame Treiben machte hungrig. Von den Gastgebern kam Essen und Trinken auf den Tisch. Dann war es mit dem Schabernack erst einmal vorbei. |
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Selbstgedichtete Vierzeiler, sogenannte Traller, wurden gesungen. Der Inhalt des Trallers entstand meist aus der gerade vorgefundenen Situation oder aus einem Ereignis, das sich vor nicht allzu langer Zeit im Dorf zugetragen hatte. Meist traf es die eine oder andere anwesende Person und entbehrte nicht einer gewissen Komik. |
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Spinnstubenmusikanten |
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Wenn genĂŒgend Platz in der "Gutt Stubb" vorhanden war, wurde auch spontan das Tanzbein geschwungen. Tisch und BĂ€nke wurden an die Wand gerĂŒckt um mehr freien Platz zu schaffen. TĂ€nze, wie z. B. der OdenwĂ€lder Dreischrittdreher, der Schnicker oder die Kreuzpolka kamen als beliebte TĂ€nze in der Spinnstube immer wieder zum Einsatz. |
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Zwischen den Liedern und TĂ€nzen holten auch die Sagen- und MĂ€rchenerzĂ€hler ihre Geschichten aus der Erinnerung frĂŒherer Spinnstubenabenden hervor. Althergebrachte fröhliche, aber auch grausliche Geschichten gehörten dazu und haben sich dadurch bis in die heutige Zeit erhalten. Ging der Abend der Spinnstube langsam zu Ende, machten sich die Burschen und MĂ€dchen gemeinsam auf den Heimweg. Unterwegs wurden noch einmal die zuvor gehörten Schauergeschichten in Erinnerung gerufen. Und so war es kein Wunder, dass sich die MĂ€dchen auf ihrem Nachhauseweg "fĂŒrchteten". Aber man hatte ja seinen BeschĂŒtzer zur Seite, an den man sich klammern konnte, um die Angst zu ĂŒberwinden. In dieser Hinsicht war die Spinnstube auch einer der wenigen Orte, an dem ungezwungen Kontakt zum anderen Geschlecht geknĂŒpft werden konnte. Aus diesem besagten Grund wurde auch sehr darauf geachtet, dass die Spinnstuben innerhalb von Familien stattfanden, die in etwa die gleiche soziale Stellung im Dorf einnahmen. Denn fĂŒr ein OdenwĂ€lder gab es nichts schlimmeres, als dass der Sohn oder die Tochter unter Stand heiratete. Hier gab es einen Spruch, der die Einstellung der damaligen Zeit deutlich ausdrĂŒckt: "Mer muss druff achte, dass die Sach zusomme gehoalde werd!" Die Ausrichtung der Spinnstube ist ein fast vergessener Brauch. Um so ĂŒberraschter war der Verfasser, als er in jĂŒngster Zeit einen Zeitungsbericht zu Gesicht bekam, der sich mit dem Aufruf an der Beteiligung einer Spinnstube befasste. Es wĂ€re schön, wenn sich dieses Angebot durchsetzen könnte, wenn auch nur um soziale Kontakte neu aufzubauen oder zu pflegen oder althergebrachte Arbeitstechniken zu erhalten. |
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