Wo Pfingstbrauch noch Tradition hat (Manfred Kassimir)
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Pfingsten, ein Fest, das den Übergang von Winter in den Sommer symbolisiert. Die vielfältigen Rituale, die am Pfingstfest zum Ausdruck kommen, haben alle eines gemeinsam: Das Austreiben des Winters und Beginn des Sommers mit dem Erbitten um Fruchtbarkeit für Feld und Flur. Die Gesamtheit der Pfingstbräuche bleibt in vielen Fällen rätselhaft und ist nicht eindeutig nachvollziehbar. Außer, dass alle Bräuche im Zusammenhang mit den vielfältigen Frühlingsbräuchen in Verbindung zu bringen sind.
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Pfingsten ist ein Fest, das im Kirchenjahr 50 Tage nach Ostern festgelegt und gefeiert wird, also genau wie Ostern, ein bewegliches Fest innerhalb des Kalenders.
Der Name Pfingsten leitet sich von dem griechischen Wort "pentecoste" ab und bedeutet einfach "Fünfzigster Tag". Das wird allgemein als Geburtsstunde der christlichen Kirche angesehen. Äußere Zeichen der christlichen Kirche ist die Taube, die hier den "Heiligen Geist" symbolisieren soll.
Viele Pfingstbräuche sind durch frühere Feldforschungen in schriftlicher Form erhalten geblieben, haben aber in der Bevölkerung an Bedeutung verloren oder sind gar in ihrer Ausübung ganz abhanden gekommen.
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Einzelne, aber weiter verbreitete Bräuche seien hier aufgezählt:
Umritte - In die Pfingstzeit fallen die so genannten "Umritte". Wie der Inhalt des Namens schon besagt, wurden die Gemarkungs- und Grundstückgrenzen mit den Besitzern gemeinsam abgeritten, um die Grenzeinhaltung zu überprüfen und gegebenenfalls zu korrigieren. Strittige Punkte wurden dabei geklärt und es wurde "Recht gesprochen". Diese Umritte sind auf alte Rechtsbräuche zurück zu führen und die gefassten Beschlüsse erhielten Rechtskraft. Laubmannszug - Kräftig gewachsene Burschen werden mit Birkenlaub, Reisig, Schilf oder Stroh umhüllt. Der Kopf erhält einen aus Zweigen geflochtenen Hut, ähnlich dem Kornhut. Die so hergerichtete Gestalt wurde je nach Gegend mit unterschiedlichen Namen bedacht. Hier die gebräuchlichsten Namen: Pfingstklözel; Pfingstkönig; Pfingstbär, um nur einige zu nennen.
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Das Sinnbild des Laubmannes sollte das Austreiben des Winters und die Einlobung des Sommers symbolisieren. Der Laubmannszug mit seiner Pfingstgestalt in der Mitte wurde unter Rufen von so genannten Heischesprüchen an den Dorfbrunnen geführt. Dort wurden bestimmte Riten vollzogen, wie z. B. Purzelbaumschlagen und das Wälgern, was wiederum die Bevölkerung dazu animierte, kleine Spenden in Form von Eier, Butter und Speck zu überreichen. Aus einigen Gegenden wurde bekannt, dass bei dem Aufsuchen des Dorfbrunnens Salz in das Wasser eingestreut wurde, was den Schluss zulässt, dass es sich hier um einen heiligen Opferbrauch handeln dürfte. In anderen Gegenden wurden zur Pfingstzeit Schützenfeste veranstaltet, Vereinzelt weisen noch Flurbezeichnungen auf diese Schützenfeste hin, obwohl dort schon lange keine Schützenfeste mehr veranstaltet werden (Pfingstwiese, Pfingstanger)
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Unzählige Pfingstbräuche sind mit dem Ritual um das Wasser verbunden. Mit der gebührenden Würdigung des Wassers wurde der Dank ausgedrückt, das dem Brunnen als Spender des Wassers gebührt. Das Wasser wurde als Quelle der Lebenskraft und Segen für die Bevölkerung angesehen, denn für unsere Vorfahren war es keineswegs selbstverständlich, über reines, klares und sauberes Wasser zu verfügen.
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Mit dem Bau von Wasserleitungen ging die Bedeutung des Brunnens und der Brunnenverehrung in der Bevölkerung rasch verloren. Nach dem Übergang vom Winter zum Sommer wurden die Brunnen gereinigt, Rückstände beseitigt und nach Bedarf neu in Stand gesetzt. Das war für unsere Vorfahren eine große Mühsal, die nach getaner Arbeit entsprechend gefeiert werden musste. Zu diesem Zweck wurden die Brunnen mit jungen Birkenstämmchen, Girlanden und Blumen geschmückt. Bunte Papierbänder wurden in den Ästen befestigt und flatterten im Wind. In verschiedenen Gegenden wurden die Brunnen mit ausgeblasenen und bunten Eiern, zu Ketten aneinander gereiht, geschmückt.
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Im Mümlingtal des Odenwaldes ist die Tradition des Brunnenschmückens erfreulicherweise noch erhalten geblieben und wird, meist von Vereinen, weiter fortgeführt.
So werden am Freitag vor Pfingsten kleine Birkenbäumchen geschlagen, heran gekarrt und rund um die Brunnen aufgestellt. Die Äste werden mit buntern Papierbändern, neuerdings mit bunten Stoffbändern, in den jeweiligen Stadtfarben behängt. Blumen und Girlanden rahmen den Brunnen zu einem schön anzuschauenden Objekt ein. Die Fremden, die dieses Tun mit Verwunderung bestaunen, werden über den Sinn des Treibens mit entsprechenden Hinweisschildern, natürlich in Mundart, aufgeklärt:
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"Ma härt gar oft die fremme froache warum wohl diese Putzerei, des wolle meer aich glei verrode lest ner die Verse zwei und drei. Es woar, wie uns die Alte saache emol e gar zu trockne Zeit, die Brunne wollte net mai laafe, die Wassernoat war gar zu staik. Do, amme schäine Pfingstemorge hoat pletzlich alle Nout e enn, die Brunne foange o zu laafe, an diesen Dag sei heit gedenkt."
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Am Pfingstsonntag ist es dann soweit: Die Trachtenträger treffen sich vor dem bunt geschmückten Brunnen und tanzen alte überlieferte Tänze, die wiederum die Besucher der Stadt zum Verweilen veranlassen. Versucht man, sich einen Gesamtüberblick über die vielfältigen Pfingstbräuche zu verschaffen, stellt man schnell fest, dass viele Symbole rätselhaft bleiben.
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Der Pfingstbrauch im Ganzen ist offensichtlich ein Teil der Frühlingsbräuche, die das Austreiben des Winters zum Ursprung haben. Die Pfingstgestalten kommen in den unterschiedlichsten Formen vor. Der Laubmann ist aber offensichtlich die Gestalt, die am weitesten verbreitet wieder zu finden ist.
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Quellen: Heinrich Winter - Volk und Scholle 1934 Heinrich Winter - der Odenwald Fr. Mößinger u. H. Winter - Hess. Bräuche um Weihnachten, Ostern und Pfingsten Friedrich Mößinger - Was uns der Odenwald erzählt Bd. III Adam Winter - Altes Brauchtum im Odenwald, Bergstraße und im Ried ? Relief Inga Schnekenburger - Bild Pfingstrose Manfred Kassimir - Text und Bilder
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