Die OdenwÀlder Tracht:

Junges Paar in der OdenwÀlder Tracht

 


Die OdenwÀlder Tracht, die hier in Wort und Bild dargestellt wird, stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Es werden vorrangig die Trachtenteile gezeigt, welche die Mitglieder der Hans-von-der-Au Gruppe heute noch zu festlichen AnlÀssen und Auftritten tragen.
Bei dieser Tracht handelt es sich nicht um eine typische Bauerntracht, sondern es ist die Bekleidung des Volkes, d. h. „der kleinen Leute“ des 19. Jahrhunderts.
Unsere Tracht zÀhlt von ihrer Gestaltung und Ausstattung her nicht zu den
ĂŒppigen und Reichtum zur Schau stellenden Trachten, wie man es vielleicht von anderen Landstrichen her gewohnt ist.
Dies liegt hauptsÀchlich daran, dass der Odenwald im 19. Jahrhundert und auch schon davor immer ein armes Land war und fast alle Bewohner ein karges Dasein fristen mussten. Entsprechend einfach ist die Gestaltung unserer Tracht, die aber gerade wegen ihrer Einfachheit ihren besonderen Reiz hat.

Überliefert und beschrieben wurde sie vom Brauchtumsforscher Dr. Dr. Hans von der Au. Mit Hilfe seiner ebenfalls als Brauchtumsforscher tĂ€tigen Freunde Dr. Heinrich Winter und Friedrich MĂ¶ĂŸinger schuf er in der Sammlung und Beschreibung der OdenwĂ€lder Tracht ein Werk, das seinesgleichen sucht.

 


Die MÀnnertracht Die Tracht des Mannes besteht in der Regel aus dem Dreispitz, Wams oder Mantel, Weste, Hemd, Kniebundhose, HosentrÀgern, StrumpfbÀndern und Schuhen.

Der Dreispitz:
Der Dreispitz ist eine Kopfbedeckung mit drei Ecken. Die verbindenden Seiten sind in der Regel gleich lang. Von dem Volk wird er auch liebevoll „Gewidderverdaler“ oder „Dreimaster“ genannt. Dieser Hut, der ĂŒbrigens nicht nur im Odenwald zu Hause war, begleitet den mĂ€nnlichen TrachtentrĂ€ger nach dem Schulabschluss auf seinem gesamten Lebensweg.

Der beliebte Gewidderverdaler


Der Mantel:

Der Mantel ist wadenlang und wird wegen seiner LĂ€nge auch „Pitschedunker“ genannt. Er besteht meist aus dunkelblauem Stoff. Das StĂŒck ist lediglich mit einem kleinen Stehkragen versehen. Er ist einreihig, und wie die Ärmel die am Ende mit Patten versehen sind, mit Messingknöpfen verziert. Entgegen dem Wams wird der Mantel von seinem TrĂ€ger mit großer WĂŒrde getragen.

Das Wams oder auch Joppe:
Das Wams entwickelte sich aus dem oben beschriebenen Mantel. Es wird vorwiegend von jungen MĂ€nnern getragen, die sich sonst in ihrer Bewegungsfreiheit eingeengt fĂŒhlen. Der Schoß des guten StĂŒckes endet meist im HĂŒftbereich.

OdenwÀlder Bursche in der typischen Weste


Die Weste:
Die hier gezeigte Weste hat ihren Ursprung in der französischen Mode des 18. Jahrhunderts. Die Doppelknopfreihen aus Messing oder Silber wurden erst spĂ€ter ĂŒblich.
Die rote Weste wird im Erbacher und Breuberger Land getragen.

Das Hemd:
Dieses KleidungsstĂŒck besteht aus Leinen und hat einen weiten bequemen Schnitt. Es entbehrt jeglicher Verzierung.

Die Kniebundhose:
Das Material der Kniebundhose besteht in der Regel aus Tuch oder Beiderwand. Beides wird selbst eingefĂ€rbt, was zur Folge hat, dass bei lĂ€ngerem Tragen die stark beanspruchten FlĂ€chen schĂ€big werden. Die Hose ist sehr eng sitzend und kann im hinteren Bundbereich mittels einer VerschnĂŒrung in der Weite verstellt werden.

Die Schuhe:
Zur Tracht gehören schwarze Halbschuhe die auf der Oberseite mit Messing- oder Silberschnallen verziert sind.

Die StrumpfbÀnder:
Ähnlich wie die HosentrĂ€ger werden auch die StrumpfbĂ€nder gearbeitet. An beiden Enden befinden sich BĂ€nder mit einer Quaste als Abschluss, auch Klunker genannt, mit denen man die StrumpfbĂ€nder schnĂŒren kann.


Die HosentrÀger:

Die HosentrÀger sind stets ein persönliches Geschenk an den Besitzer.
An ihren jeweiligen Enden werden die Namensinitialen und das Herstellungsjahr eingestickt. Mittels Kreuzstichen, die in der Regel auf Stramin gestickt werden, entstehen Blumenmuster. Anfang und Ende werden mit Lederschlaufen versehen.
Damit können die HosentrÀger an der Hose angeknöpft werden.

 

 



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Kunstvoll bestickte HosentrÀger

 


Die Frauentracht


Die Frauentracht besteht aus Haube, Mieder, Bluse, Rock, Schultertuch und SchĂŒrze, RocktrĂ€gern, StrumpfbĂ€ndern und Schuhen.

Die Haube:

Die Haube ist der Stolz jeder OdenwÀlder TrachtentrÀgerin, die sie durch ihr ganzes Leben hinweg begleitet. Das weisse PikeehÀubchen wird mit drei Blumenmustern aus Perlenstickerei verziert. Zum weiteren Schmuck gehört eine Nackenschleife die bis an den Rockansatz reichte Durch zwei BÀnder, die unter dem Kinn gebunden werden, erhÀlt das HÀubchen seinen Halt.

Haube der OdenwÀlder TrachtentrÀgerin

Kunstvolle Perlenstickerei auf der Trachtenhaube Das Schultertuch:
Das Schultertuch hat die Form eines diagonal
gefalteten Quadrates. Es wird von hinten ĂŒber die
Schulter gelegt, wobei die beiden Àusseren Ecken
gekreuzt in das Mieder gesteckt werden. Im
Brustbereich wird das Tuch von einer Nadel
zusammen gehalten.

Das Mieder:
Das Mieder, auch Leibchen genannt, ist stets vom
Rock getrennt. Es entwickelte sich aus dem Korsett
des frĂŒhen 18. Jahrhunderts und ist durch Litzen
und SchnĂŒre, die insbesondere die Vorderseite
zieren, besetzt. An der RĂŒckseite ist ein Wulst ange- nĂ€ht der fĂŒr einen besseren Halt des Rockes
sorgt.

Die Bluse:
Der Vorder- und RĂŒckenteil der Bluse besteht aus einem StĂŒck
Leinen. Am Hals ist die Vorderseite rund ausgeschnitten. Der
Blusenschnitt verlĂ€uft von oben nach unten trapezförmig. Die Ärmel
sind rechteckig geschnitten und reichen bis zum halben Unterarm.
Die Bluse entbehrt jeglicher Verzierung.

Der Rock:
Das Material des Rockes besteht in der Regel aus selbstgefertigtem
Wollzeug, schwerem Tuch oder Beiderwand. Der Rock wird in
schwarz, von jungen MĂ€dchen auch in bunten, leuchtenden Farben,
getragen.
FĂŒr den Rock werden 3,5 m Stoff oder mehr benötigt. Er
wird mit 100 bis 170 Falten eingelesen. Die Überlieferung besagt,
dass bereits Anfang des 19. Jahrhunderts der Rock knapp unterhalb
des Knies endete.

Bestickter RocktrÀger mit Jahreszahl Die RocktrÀger:
Die RocktrÀger werden getragen, wenn das
Mieder abgelegt wird. Mit Kreuzstichen, die
zu verschiedenartigsten Mustern fĂŒhren,
werden sie auf Stramin gestickt. SpÀter wurde
die Kreuzstickerei von Perlenstickerei
abgelöst.

Die SchĂŒrze:
Wie bei fast allen Trachten ist die SchĂŒrze ein
wichtiger Bestandteil der OdenwÀlder Tracht.
Zum arbeiten werden SchĂŒrzen aus selbst-
gewebten Leinen verwendet. Zu feierlichen
AnlĂ€ssen werden SchĂŒrzen aus Seide oder
Wolldamast angelegt.

OdenwÀlderin in der Festtagstracht mit Haube und Schultertuch

Die StrumpfbÀnder:
Ähnlich wie die RocktrĂ€ger sind auch die StrumpfbĂ€nder gefertigt und in ihrer Fertigung stĂ€ndig der Mode unterworfen.

Die Schuhe:
Wie bei den MĂ€nnern ist nur ein einfacher Schuh mit nicht allzu hohen AbsĂ€tzen ĂŒberliefert, dessen Rist mit Silberschnallen verziert ist.

 


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