Ein Odenwälder Hochzeitsbrauch |
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Die Überschrift "Ein Hochzeitsbrauch im Odenwald" ist ganz bewusst gewählt. Mit der Weitläufigkeit des Odenwaldes und seinen verschiedenen Einflussgebieten aus den Randbereichen gibt es so viele unterschiedliche Einflüsse dieses Brauches, wie es im Odenwald Dialekte gibt. Diese in allen Einzelheiten aufzuführen, würde den vorgesehenen Rahmen sprengen. Eine weitere Gelegenheit, sich näher kennen zu lernen, war auch die Spinnstube. Das war ein Treffpunkt der jungen Leute, an dem man sich ungezwungen kennen lernen konnte. Gemeinsame Spinnstubenabende wurden immer reihum in den Bauernhöfen gehalten. Es waren fröhliche Abende in der Winterszeit, in denen getanzt, gesungen und gelacht wurde. Eine andere Art des Kennenlernens kam über die so genannten "Schmuser" zustande. Die "Schmuser" waren in der Regel Schneider, Viehhändler oder Schuster, die berufsbedingt in der näheren und weiteren Umgebung mit Familien in Kontakt kamen und somit wussten, wo heiratsfähige Mädchen oder Burschen zu Hause waren. Durch ihre Vermittlung zwischen den Familien kam so manche Eheschließung zustande.
Hatte sich die Entscheidung gefestigt, dass die beiden jungen Leute zueinander passten, war der erste Schritt getan; es folgten aber noch viele weitere beschwerliche Schritte auf dem Weg bis zur eigentlichen Eheschließung. Oft waren diese Verhandlungen nicht leicht, zumal dann, wenn es sich um ein beträchtliches Vermögen handelte, das in die Ehe mit eingebracht wurde. Hier konnten sich richtig typische Odenwälder, "Knorrnkepp" genannt, kennen lernen. Nicht nur, dass es um Haus oder Hof ging, welches bei der Eheschließung an die jungen Leute zu übergeben war, sondern alles wurde bis ins Kleinste geregelt. So wurde unter anderem ganz genau der Hausrat, die Wäsche, das Vieh und die Arbeitsutensilien aufgelistet, die jeder in die neu zu gründende Ehe einbringen würde. Während dieser Verhandlungen ging es meist recht derb zu. Ausdrücke, wie z. B. Sparbrötchen, Knickser, Pennischfuchser, Schöbber und andere deftige Ausdrücke waren keine Seltenheit.
War die Mitgift ausgehandelt, wurde das mit einem kräftigen Handschlag besiegelt. Die Hochzeitskrone, ein Kranz bestickt mit bunten Glasperlen, musste gerichtet werden. Dieser Hochzeitskranz wurde in der Familie von Generation an Generation weiter gegeben. Es wurde geschlachtet, gebacken und gekocht. Da der Hochzeitslader zu einem freudigen Ereignis einlud, war er immer ein willkommener Gast. Zur Feier des Tages lud man ihn zu einem Glas Schnaps, Wein, Bier oder Apfelwein ein. Bis dieser dann seine Einladungsrunde hinter sich hatte, hatte er sich schon die nötige "Bettschwere" eingehandelt. Böse Zungen erzählen sogar, dass ein Hochzeitslader seine Runde gar nicht zu Ende brachte und irgendwo erschöpft im Heu nieder sank. Erst am nächsten Tag konnte er sein Werk vollenden. Dann kam endlich der große Tag des Paares, der Hochzeitstag. In der Regel fiel dieser Tag auf einen Donnerstag. Donnerstag deshalb, weil dieser Tag die meisten Buchstaben beinhaltete und dieser Tag dem Gott "Donar" geweiht war. Ein Eheschluss an einem Donnerstag sollte ein langes und glückliches Eheleben garantieren. Also, man sieht, zu allem Brauchtum gehört auch eine Portion Aberglauben dazu. Wie auch noch heute, so war dieser Tag von großer Hektik und Aufregung geprägt. Der Hochzeitszug nahm seine Aufstellung. Alles wartete auf das Ertönen der Kirchen-glocken, denn zum Hochzeitstag, aber auch zur Leichenfeierlichkeit, werden dem Odenwälder alle Glocken geläutet. "Schmollen" kommt aus dem Mittelhochdeutschen "smielen" und bedeutet "lächeln" in Form von "aufheitern". "Zuchtknecht" bedeutet nichts anderes wie "Zucht und Ordnung" aufrecht erhalten, in diesem Fall nach dem Rechten sehen und alles in die richtige Bahnen lenken. Er, mit seiner hirschledernen Kniebundhose, der bunten oder dunklen Weste und dem blauen Tuchrock. An den Rockaufschlag war ein kleiner Hochzeitsstrauß aus Blumen und bunten Glasperlen gebunden. Auf dem Kopf trug er den Odenwälder Dreispitz und zwar mit der Spitze nach vorne. Spöttische Kommentare waren die Folge:
Gute Freunde empfingen das Brautpaar am Ausgang der Kirche und übergaben eine Schale mit Brot und Salz. Diese Gaben stellten die guten Wünsche für das Paar dar, dass Brot und Salz in ihrem Haushalt nie ausgehen möge, d. h., dass bei dem jung getrauten Paar nicht die Armut Einzug halten solle. Der Weg zur Hochzeitsfeier war nun frei. Das Brautpaar und die geladenen Gäste zogen einem Festzug gleich durch das Dorf zum Saal, wo die Feierlichkeiten statt fanden. Kaffee und Kuchen wurde gereicht. Man unterhielt sich und war froh, einem solch größeren Ereignis beiwohnen zu dürfen. So verging die Zeit, bis es zum eigentlichen Hochzeitsessen kam. Trotz aller Armut im Odenwald wurde das Hochzeitsfest recht üppig gefeiert. Ein typisches Odenwälder Hochzeitsessen bestand z. B. aus: Waren alle satt und zufrieden, wurde schließlich zum Tanz aufgespielt. Der Eröffnungs-tanz stand den Frischvermählten zu. Freunde, Bekannte und Verwandte schlossen sich an. Es kam eine ausgelassene Stimmung auf. Schließlich sollte der Hochzeitstag den Brautleuten in schöner Erinnerung bleiben. Erst um Mitternacht wurden die Geschenke an die Vermählten übergeben. Das bedeutendste Geschenk war das "Gotekissen". Das "Gotekissen" bestand aus einem großen, meist weißem Kissen, das an allen Ecken mit bunten Bändern geschmückt war. Die Bänder wurden in der Mitte des Kissens zu einer großen Schlaufe zusammenge-bunden. das Kissen war prall mit Gänsefedern gefüllt, so dass die Füllung für das ganze Bettzeug reichte. War die Geschenkübergabe vorüber und Mitternacht vorbei, wurde von den "Schmollmädchen" das Lied angestimmt:
Während diesem Lied wurde die Brautkrone vorsichtig aus dem Haar der Braut gelöst und verpackt. Die Brautkrone kam nun erst wieder zu Ehren, wenn die sich die Nach-kommen des jung vermählten Paares dazu entschlossen zu heiraten. Quellen: |
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