OdenwÀlder RauhnÀchte
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Die RauhnĂ€chte sind zwischen Weihnachten und dem Fest der âHeiligen drei Königeâ, dem 6. Januar, angesiedelt. Es ist eine besondere Zeit, in der man sich auf das Vergangene zurĂŒck besinnt und neue Energie fĂŒr das kommende, neue Jahr aufnimmt. Es sind genau 12 NĂ€chte dieser mystischen Zeit, die im Volksmund als die âZeit zwischen den Jahrenâ genannt wird. Aufgeteilt sind es 6 NĂ€chte im alten und 6 NĂ€chte im neuen Jahr. Weitere AusdrĂŒcke dieser Zeit sind als âdie toten Tageâ oder âdie NĂ€chte auĂerhalb der Zeitâ bekannt. |
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Die 12 verbleibenden NĂ€chte âzwischen den Jahrenâ haben ihre Bedeutung aus einer frĂŒheren Zeitrechnung, dem Mondkalender. Diese Zeitrechnung bringt es im Jahresverlauf auf 354 Tage. Die heutige Zeitrechnung nach dem âGregorianischen Kalenderâ, 1528 von Papst Gregor eingefĂŒhrt, basiert auf dem Sonnenzyklus und ergibt 365 Tage auf das Jahr gesehen. Die Differenz beider Berechnungen sind die Tage auĂerhalb der Zeit und die Mythologie spricht davon, dass in dieser Zeit die Naturgesetze auĂer Kraft gesetzt sind und die bösen Geister und die DĂ€monen die Oberhand gewinnen. Aus mĂŒndlichen Ăberlieferungen geht hervor, dass die Haustiere in den RauhnĂ€chten sich durch menschliche Stimmen untereinander verstĂ€ndigen. Wird dieses Ereignis von einem menschlichen Wesen belauscht, verstirbt dieses unmittelbar danach. |
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Die Zeit zwischen den Jahren ist die âdunkle Zeitâ. Licht, wie in der heutigen Form durch ElektrizitĂ€t, gab es bei unseren Vorfahren noch nicht. So wurde bei Kerzenlicht die dunkle Zeit wesentlich intensiver und bedrohlicher wahrgenommen als heute. Und gerade deshalb steckt diese Zeit voller BrĂ€uche und Rituale. Die Dunkelheit wirkte bedrohlich. So rĂŒckten die Vorfahren eng zusammen, um ihre Ăngste im Schutz der Familie zu besiegen. Es wurden MĂ€rchen erzĂ€hlt und auch Geschichten von unheimlichen Begegnungen, die selbst erlebt oder von anderen glaubhaft bekundet wurden. So entwickelten sich im Laufe der Zeit Rituale im Tagesablauf, von denen angenommen wurde, dass sie Schutz vor bösen Geistern oder DĂ€monen bieten wĂŒrden. Als Beispiele seien aufgezĂ€hlt: - das Haus musste aufgerĂ€umt sein - schwere Arbeit war untersagt - Kartenspiel war verboten - TĂŒren durften nicht laut zugeschlagen werden - das Haare- und Fingernagelschneiden war untersagt - WĂ€sche waschen und aufhĂ€ngen war verboten - Frauen und Kinder durften bei Einbruch der Dunkelheit das Haus nicht mehr verlassen - Haus und Stall wurden ausgerĂ€uchert Das AusrĂ€uchern von Haus und Stallung erfolgte mittels einer RĂ€ucherpfanne. Mit zuvor gesammelten KrĂ€utern, die zum Glimmen gebracht wurden, wurden Stube und Stall im Uhrzeigersinn begangen. Keine Ecke des Hauses oder Stalles durfte ausgelassen werden. Waren alle RĂ€umlichkeiten begangen, erfolgte die RĂ€ucherung in umgekehrter Richtung. Bei diesem Ritual war darauf zu achten, dass zumindest ein Fenster oder andere Ăffnung leicht geöffnet war, um das Entweichen der bösen Geister oder DĂ€monen zu ermöglichen. Die wichtigsten KrĂ€uter fĂŒr dieses Prozetere seien hier genannt: Misteln, Salbei, Thymian, BeifuĂ, Wacholder, Johanniskraut und Schafgarbe. Im Verlaufe des AusrĂ€ucherns wurde diese MaĂnahme durch lautes âPeitschenknallenâ unterstĂŒtzt. So hat sich dieser Brauch bis in unsere Zeit erhalten, durch Feuerwerk an Silvester böse Geister und DĂ€monen durch LĂ€rm zu vertreiben, um so unbeschwert in das neue Jahr zu gleiten. Ein weiterer Brauch, der sich bis in die heutige Zeit erhalten hat, ist das BleigieĂen. Mittels Löffel und einer brennenden Kerze wird ein StĂŒck Blei verflĂŒssigt und in eine Schale kalten Wassers eingegossen. Durch das schnelle Erstarren des flĂŒssigen Bleies entstehen bizarre Formen, aus denen der BleigieĂer seine Zukunft zu orakeln versucht. |
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Bei allen erhaltenen alten BrĂ€uchen haben sich das BleigieĂen und das Silvesterfeuerwerk bis in die heutige Zeit erhalten, obwohl der tiefere Sinn des Rituals bei den meisten lĂ€ngst in Vergessenheit geraten ist. So gehört auch die âNeujahrsbrezelâ zu einem Ritual der letzten Rauhnacht. Betrachtet man die Form der Brezel genauer, kann man erkennen, dass die verschlungenen Hefeteigrollen die gekreuzten Arme eines betenden Mönches darstellen. Ein weiterer Ritus in der Zeit der âRauhnĂ€chteâ liegt im Verhalten der Menschen untereinander: - So sollten GegenstĂ€nde, die ausgeliehen wurden, wieder an den Besitzer zurĂŒck gegeben werden - gegebene Versprechen waren einzulösen - schwelende Streitigkeiten sollten beigelegt werden Auch wurden Wetterprognosen fĂŒr das kommende Jahr erstellt. So wurden Zwiebeln geschĂ€lt und die Schalen in 12 Blumentöpfe (Jeder Topf fĂŒr einen Monat) ausgelegt. Dort wurden sie mit Salz bestreut. Je nach gezogener Feuchtigkeit wurde aus dem Ergebnis heraus gelesen, ob es ein trockener oder feuchter Monat im kommenden Jahr wird. Die Menschheit maĂ der Zahl â12â immer eine magische Bedeutung bei: - das Jahr besteht aus 12 MondnĂ€chten - und 12 RauhnĂ€chten - 1 Jahr besteht aus 12 Monaten - das astrologische Jahr besteht aus 12 Tierkreiszeichen - Tag und Nacht werden jeweils mit 12 Stunden berechnet - das Volk Israels wurde aus den 12 Söhnen Jakobs gebildet - Jesus hatte 12 JĂŒnger - die Tafelrunde des König Artus bestand aus 12 Rittern - Grundlage fĂŒr Berechnungen waren das âDutzendâ (12) |
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Auch wenn man den alten BrĂ€uchen in der heutigen Zeit keine groĂe Bedeutung mehr beimisst, so sollte doch der Zeitraum âzwischen den Jahrenâ dafĂŒr genutzt werden, einmal Inne zu halten und sich zurĂŒck zu besinnen. Auch heute noch ist diese Zeit dafĂŒr geeignet, Kraft und neue Energie fĂŒr das Kommende, fĂŒr das Unbekannte, zu schöpfen. |
Quelle:
Elfie Courtenay | RauhnÀchte |
DarmstĂ€dter Echo | 04.01.16 â Ein bisschen gruselig darfs sein. |
Benjamin Esche | Mystische Zeiten zwischen den Jahren (WDR) |
Anke Fischer | Feste und BrÀuche in Deutschland |
Sybil GrÀfin Schönfeldt | Feste und BrÀuche durchs Jahr |
Heinrich Sehnert | Sou woarsch ba uns dehoam |
Heimatmuseum Rodenstein | Germanisches Jahr und Kirchenjahr |
Wikipedia | RauhnÀchte |
Wikipedia | RauhnÀchte und Mittwinterfest |
Wikipedia | Was sind eigentlich RauhnÀchte? |
Monika Wittmann | RauhnÀchte |
Manfred Kassimir | Text und Bilder |
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