Einhard, die Einhardsbasilika im Odenwald und die Heiligen Marcellinus und Petrus(von Manfred Kassimir) |
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Die Basilika |
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Der Sakralbau wurde als dreischiffige Basilika mit geosteter Hauptapsis und zwei flankierenden Nebenchören erstellt. Am Mauerwerk der Basilika sind drei verschiedene Verarbeitungsmethoden erkennbar: A â Die Sichtseiten wurden mit kleinen Sandsteinquadern errichtet. B â Die zum Verputz vorgesehenen Bauteile wurden aus Bruchsteinen hergestellt. C â Die StĂŒtzen der Rundbogenarkaden wurden nach römischer Art mit Backsteinen gemauert. |
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Der Innenraum der Basilika war GroĂteils verputzt und mit Wand- und Deckenfresken versehen, die aber im Laufe der Zeit ĂŒbermalt wurden. In der Krypta war offensichtlich Platz fĂŒr zwei Grablegen vorgesehen, was darauf hindeutet, dass Einhard mit seiner Ehefrau Imma dort ihre âLetzte Ruheâ finden sollten. Aufgrund seiner Beschaffenheit und dem Umstand, dass an diesem SakralgebĂ€ude im Verlaufe der Zeit sehr wenig Bedeutung beigemessen wurde und dadurch keine Umbauten zur Anpassung an das Moderne vorgenommen worden waren, wird die Einhardsbasilika zu den Ă€ltesten und bekanntesten Bauwerken aus der Karolinger Zeit nördlich der Alpen bezeichnet. Nach dem Tod Einhards fiel nach dessen Testamentsbestimmung die Mark Michelstadt an das Koster Lorsch. Das Kloster Lorsch seinerseits errichtete in Steinbach eine Probstei und entsandte Mönche zu dessen Verwaltung. Durch Kaiser Friedrich II wurden die Rechte der Mark Michelstadt an das Erzbistum Mainz ĂŒbertragen und die Probstei wurde zugunsten eines Benektinerinnenklosters umgewidmet. Ăber 3 Jahrhunderte hinweg verblieb das Kloster im Besitz des Benediktinerklosters und war Grablege der Schenken zu Erbach. Dies Ă€nderte sich im Zuge der Reformation grundlegend. 1535 wurde das Kloster von Graf Eberhard XIII aufgelöst und zu einem Spital umgewidmet. Im Verlaufe des 30-jĂ€hrigen Krieges wurde das Spital aufgelöst (1630) und diente seitdem den Grafen zu Erbach als Lagerschuppen. Der Sakralbau verfiel in einen âDornröschenschlafâ, bis im Jahr 1810 dem Grafen Franz I zu Erbach Erbach (1754 â 1823) die Bedeutung der Basilika bewusst wurde. Er lieĂ durch seinen Hofmaler Christian Wilhelm Kehrer Zeichnungen des GebĂ€udes anfertigen und somit blieb das Aussehen des Baus fĂŒr die Nachwelt erhalten. |
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Ab 1873 wurde die Basilika zu Steinbach erstmals wissenschaftlich untersucht (Prof. Gg. SchĂ€fer). Es folgten zahlreiche Grabungen in und um die Basilika, die dadurch immer mehr altertĂŒmliche Funde und geschichtliche Erkenntnisse offenbarte. Auch wurden erste ernstzunehmende ErhaltungsmaĂnahmen eingeleitet. Ab 1967 ging die Basilika in den Besitz des Landes Hessen ĂŒber und damit begann der planmĂ€Ăige Erhalt des GebĂ€udes. Restaurierungen in verschiedenen Planungsabschnitten erstreckten sich bis in das Jahr 2010, in dem sie in der Dachsanierung ihr vorlĂ€ufiges Ende fand. Ausgrabungsfunde sind in der Basilika selbst und im Schloss Erbach der Ăffentlichkeit zugĂ€nglich. | ||
Einhard Einhard wurde um 770 im ostfrĂ€nkischen Maingau als Sohn einer kleinadligen Familie geboren. Der Maingau erstreckte sich flĂ€chenmĂ€Ăig zwischen Frankfurt und Aschaffenburg bis hin zum nördlichen Odenwald und stand unter dem Verwaltungseinfluss des Koster Fulda. Einhard wurde auf den Namen seines Vaters getauft, wobei die Bedeutung des Namens aus dem Althochdeutschen ĂŒbersetzt âDas Schwertâ bedeutet. Die Mutter Einhards hieĂ Engilfrit. Das genaue Geburtsdatum Einhards lĂ€sst sich nicht nĂ€her eingrenzen. Einhard verstarb am 14. MĂ€rz 840 in Mulinheim, dem heutigen Seligenstadt. Seine frĂŒhe Jugend verbachte Einhard im Kloster Fulda, wo er als LaienschĂŒler seinen ersten Einblick in die Bildung erhielt und spĂ€ter als Urkundenschreiber tĂ€tig war. Auf FĂŒrsprache des Fuldaer Abtes Baugulf wurde Einhard als 25-jĂ€hriger an den Hof Kaiser Karl des GroĂen vermittelt, wo er urkundlich belegt bereits 796 als Urkundenschreiber tĂ€tig und so in den engeren Verwaltungskreis um Kaiser Karl aufgenommen war. Im Verlaufe seiner Anwesenheit bei Hofe erhielt Einhard immer weitere vertrauensvolle Aufgaben zugeteilt. Hierzu gehörte u. a. die Bauaufsicht bedeutender GebĂ€ude, wie z. B. dem Bau der â Steineren BrĂŒckeâ in Mainz oder dem Bau des MĂŒnsters zu Aachen. Aufgrund seiner besonderen FĂ€higkeiten gelangte Einhard in den nĂ€heren Zirkel um Kaiser Karl, bis er sogar zum engsten Berater des Kaisers aufstieg. Die Bedeutung seines Aufstiegs zeigte sich auch darin, dass Einhard von Kaiser Karl dem GroĂen als Ăberbringer seines Testamentes, welches die Reichsteilung nach seinem Tode betraf, an den Papst in Rom beauftragt wurde. Es liegt hier die Vermutung nahe, dass Einhard aufgrund seiner Stellung bei Hofe auch Einfluss auf den Inhalt des Testamentes hatte. Es ist jedoch gewiss, dass er als engster Berater Kaiser Karls an der Formung der âKarolingischen Reichsideeâ groĂen Anteil hatte. Dem Einfluss Einhards ist es zuzurechnen, dass der Sohn Karls, Ludwig, spĂ€ter âLudwig der Frommeâ genannt, durch Kaiser Karl 813 zum Mitkaiser des karolingischen Reiches ernannt wurde. Einhard blieb als Berater Kaiser Karls bis zu dessen Tod am 28.01.814 an seiner Seite. Der Nachfolger, Kaiser Ludwig der Fromme, behielt Einhard als enger Berater an seiner Seite und dieser nahm dort die Aufgaben eines PrivatsekretĂ€rs wahr. Einhard war nicht nur als Berater am Kaiserhof tĂ€tig, sondern verwaltete insgesamt 7 Reichsklöster, die ĂŒber das gesamte Karolinger Reich verteilt lagen. Diese Klöster wurden von seinen Stellvertretern âvice dominiâ vor Ort verwaltet. Kaiser Ludwig honorierte die Verdienste Einhards, indem er diesem im Jahr 815 die LĂ€ndereien der Mark Michelstadt (Michlinstat) und Mulinheim (Seligenstadt) schenkte. Unmittelbar nach der Schenkung begann Einhard mit der Errichtung einer Basilika in Steinbach nahe Michelstadt (825 â 827). Einhard war mit Imma, einer Adelstochter, abstammend aus dem Gebiet des Mittelrheins, verheiratet. Oft wird unterstellt, dass Imma eine uneheliche Tochter Kaiser Karls war, was aber durch zwischenzeitliche Forschungsergebnisse widerlegt erscheint. NĂ€here Einzelheiten ĂŒber Imma wurden bisher nicht bekannt. Imma verstarb am 13.12. 835 und ist an der Seite Einhards in der Basilika zu Mulinheim beigesetzt. Die Ehe von Imma und Einhard blieb kinderlos. Im Zuge politischer Wirren, zwischen Kaiser Ludwig und dessen Sohn Lothar, zog sich Einhard im Jahr 830 auf seine GĂŒter in Mulinheim zurĂŒck und verfasste dort das berĂŒhmte Werk âvita caroli magni imperatorisâ, die Biografie Karl des GroĂen, die das Lebenswerk des Kaisers beinhaltete und so einmalig gegen das Vergessen sicherte. Einhard sicherte sich durch dieses Werk selbst einen Platz in der Weltliteratur. Dieses Werk ist bis heute in 120 bekannten Kopien aus der Ursprungszeit erhalten. Ein weiteres Werk, das Einhard in dieser Zeit verfasste, war die ErzĂ€hlung ĂŒber die Erlangung und ĂberfĂŒhrung der beiden MĂ€rtyrer Marcellinus und Petrus aus Rom nach Steinbach und spĂ€ter nach Mulinheim, der âTranslatio et Miracula SS. Marcellinus et Petrusâ. Einhard verstarb am 14. MĂ€rz 840 in Mulinheim und wurde neben seiner Gemahlin Imma und den beiden Heiligen Marcellinus und Petrus beigesetzt. |
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Die MĂ€rtyrer Marcellinus und Petrus | ||
Einhard lieĂ die Basilika zu Steinbach zwischen 825 und 827 erbauen. Aber eine Kirche ohne Reliquien von Heiligen war kein geweihter Sakralbau. Und ohne die Namensgebung fand in dem GebĂ€ude keine religiöse Verehrung statt. So hatte auch im Falle der Basilika Einhard den Wunsch, sich Reliquien zu beschaffen und möglicherweise als WallfahrtsstĂ€tte herzurichten. Es war zur damaligen Zeit ĂŒblich, die Reliquien bedeutende MĂ€rtyrer, die im römischen Messkanon ErwĂ€hnung finden, als Schutzheilige der eigenen Kirche zu verehren. Und dazu gehörten die Gebeine der Heiligen oder kleine Ăberreste davon. Durch den Zuspruch des Römers Deusdona, dessen Bekanntschaft er am kaiserlichen Hof gemacht hatte, beabsichtigte Einhard, sich die gewĂŒnschte Reliquie ĂŒber Deusdona in Rom beschaffen zu lassen. Einhard betraute seinen SekretĂ€r und Notar Ratleik 827 mit der Reise nach Rom, wobei Deusdona seine UnterstĂŒtzung fĂŒr das GewĂŒnschte zusagte. Deusdona erfĂŒllte aber nicht die in ihn gesetzten Erwartungen, sodass sich Ratleik gezwungen sah, auf eigene Faust die Unternehmung zum Erfolg zu fĂŒhren. Ratleik drang in die Katakomben der antiken GrĂ€berstraĂe âvia Labicanaâ ein und entwendete dort die Gebeine des MĂ€rtyrers Marcellinus aus einem Sakrophag, den dieser sich mit dem MĂ€rtyrer Petrus teilte. Nach vollbrachter Tat kamen aber Ratleik Bedenken die beiden im Tode vereinten MĂ€rtyrer zu trennen. In einer weiteren nĂ€chtlichen Aktion drang Ratleik noch einmal in die Katakomben ein und entwendete ebenfalls die Gebeine des Petrus. Die beiden MĂ€rtyrer Marcellinus und Petrus waren wegen ihres Glaubens um 304 auf Veranlassung des Kaisers Diokletian (284 â 305) zum Tode verurteilt und hingerichtet worden. Unter strengster Geheimhaltung wurden die Gebeine der beiden Heiligen von Italien ĂŒber die Alpen hinweg nach Norden bis St. Maurice transportiert. Die letzten Etappen nördlich der Alpen waren öffentlich und wurden unter groĂer Anteilnahme der Bevölkerung, die die StraĂen sĂ€umten, durchgefĂŒhrt. Ratleik wurde auf seinem RĂŒckweg durch einen Priester namens Hunus begleitet, der im Verlaufe der ĂberfĂŒhrung Richtung Michelstadt-Steinbach heimlich die Gebeine des Marcellinus an sich nahm und zu seinem Herrn Hilduin nach Soissons brachte. Dieser Diebstahl blieb Einhard nicht verborgen und es kam zwischen ihm und Hilduin zu langwierigen Verhandlungen, bis dieser sich bereit erklĂ€rte, die Gebeine des Marcellinus wieder an Einhard heraus zu geben. Schon wĂ€hrend der ĂberfĂŒhrung des Marcellinus soll dieser auf dem Weg nach Steinbach etliche Heilwunder vollbracht haben. Die Wunder die Marcellinus und Petrus in der Folge bewirkten, wurden von Einhard in der âtranslatio et miracula sanctorum marcellini et petriâ in allen Einzelheiten beschrieben und in schriftlicher Form festgehalten. In Steinbach angekommen, wurden beide MĂ€rtyrer in der Basilika beigesetzt. Laut den TrĂ€umen der Bediensteten Einhards und anderen Visionen fĂŒhlten sich die beiden Heiligen in Steinbach nicht wohl. Beobachtungen zufolge soll aus der Grablege der beiden MĂ€rtyrer sogar Blut geflossen sein, sodass sich Einhard nach lĂ€ngerem Fasten veranlasst sah, die Reliquien der beiden MĂ€rtyrer nicht in Steinbach zu belassen. In einem festlichen Zug wurden sie am 16./17. Januar 828 nach Mulinheim ĂŒberfĂŒhrt und dort beigesetzt. |
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Reliquienschrein Marcellinus und Petrus | ||
Sarkophag von Einhard und Imma | ||
Im Jahr 2015 wurde in der Mark Michelstadt â1200 Jahre Einhard und die Mark Michelstadtâ gefeiert. |
Quelle:
Norbert Allmann | Vom Spital im Kloster bis zum Kreiskrankenhaus (Da.-Echo) |
Andrea Banse | Einhardsbasilika |
Norbert Bartnik | Auf Einhards Spuren |
Frauke Bindig | Einhard |
Basilika-Pfarrei | Pfarrei St. Marcellinus u. Petrus |
Einhard | Translation und Wunder der Heiligen Marcellinus u. Petrus |
Einhardsgesellschaft | Einhards Welt |
Heinz Löwe | Einhard â Deutsche Biografie |
Dennis Mohr | Tote Heilige, die in TrÀume schleichen |
Museum Steinbach | Einhardsbasilika |
Werner Nolte | Einhard |
Steffen Patzold | Ich und Karl der GroĂe |
Hermann Schefers | Biografien |
Gustav Simon | Dynasten und Grafen zu Erbach |
Wikipedia | Einhard |
Gerd Wassner | Lebendige Kunde vom Wert der Einhardsbasilika |
Gerald Wassum | Einhards Wirken u. begleitende Legende |
Verwalt. Staatl. Schlösser | Einhardsbasilika Steinbach |
A. Zöller u. D. Ludwig | Basilika St. Marcellinus u. Petrus Seligenstadt. |
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