Schokolade aus dem Odenwald(von Manfred Kassimir) |
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Ein Ă€uĂerst seltenes Handwerk ist im Odenwald beheimatet. Es handelt sich hier um die Fa. Eberhardt GmbH mit Sitz in Reichelsheim OT Beerfurth. Die Firma, unter Leitung von Helmut GrĂ€ber, hat sich der Herstellung von Schokolade, insbesondere von Schokoladenosterhasen und WeihnachtsmĂ€nnern verschrieben. |
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Die lateinische Bezeichnung des Kakaobaumes heiĂt âTheobrona Cacaoâ, was ĂŒbersetzt âLiebestrank der Götterâ bedeutet. Die Kakaofrucht wĂ€chst in gleichmĂ€Ăig warmen und feuchten Gebieten in SĂŒdamerika und ĂquatornĂ€he Afrikas, z. B. ElfenbeinkĂŒste und Ghana . Zu dem warmen feuchten Klima benötigt der Kakaobaum auch viel Schatten, so dass eine Monokulturanpflanzung nicht möglich ist. So kommt es in den Anbaugebieten zu Mischpflanzungen, wie z. B. mit der Kokospalmen, Bananenstauden und Ă€hnlichen GewĂ€chsen, die den nötigen Schatten spenden. Der Kakaobaum ist eine immergrĂŒne Pflanze, der das ganze Jahr ĂŒber FrĂŒchte trĂ€gt. Die Frucht des Baumes hat die Form eines Rugby-Balles und ist in den Farbschattierungen gelb/grĂŒn bis rot/violett zu finden und wĂ€chst direkt am Stamm und wird mittels Machete geerntet. Das GewĂ€chs wiegt bis zu 500 Gramm und 20 â 60 Bohnen sind in dem Fruchtfleisch, Pulpa bezeichnet, eingebettet. Mit der Machete wird die Frucht gespalten. Die gespalteten Teile werden mit dem Fruchtfleisch in einem Bottich gesammelt. Bei der einsetzenden GĂ€rung können Temperaturen bis 50 zu Grad erreicht werden. Der GĂ€rprozess, der bis zu 10 Tage dauert, verhindert das Auskeimen der Bohnensamen. Durch den GĂ€rvorgang, auch Fermentation genannt, werden der Kakaobohne die Bitterstoffe entzogen und beeinflusst so das spĂ€tere Aroma. Die anschlieĂende Trocknung der gewonnenen Kakaobohnen erfolgt durch natĂŒrliche Sonneneinstrahlung, indem diese auf Rosten ausgebreitet den Sonnenstrahlen ausgesetzt werden. Im Verlauf der Trocknung verliert die Kakaobohne rund 50 % ihres Gewichtes. Ist der Trockenvorgang abgeschlossen, werden die Bohnen in SĂ€cke verpackt und in ihre BestimmungslĂ€nder versandt. |
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Die Bestandteile der Kakaobohne: 54 % Kakaobutter (Fett), 11,5 % EiweiĂ, 9 % Zellulose, 7,5 % StĂ€rke, 6 % Gerbstoffe, 5 % Wasser, 2,6 % , 1,2 % Theobromin, 1 % Zucker und 0,2 % Koffein. Mineralstoffe und Salze, 2 % organische SĂ€uren und Geschmacksstoffe, 1,2 % Theobromin, 1 % Zucker und 0,2 % Koffein. Die Verarbeitung der Kakaobohne zum Endprodukt Schokolade: Kommen die Kakaobohnen in den zu verarbeitenden LĂ€ndern an, werden diese zunĂ€chst gereinigt und anschlieĂend geröstet, wodurch die Bohnen ihre braune Farbe erhalten. |
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Das typische Schokoladenaroma ist bereits wahrnehmbar. Die Bohnen werden nach dem Röstvorgang zermahlen, wobei durch die ReibungswĂ€rme sich die in der Bohne befindliche Kakaobutter verflĂŒssigt. Es entsteht eine zĂ€he dunkelbraune Masse. | ||
Dieser Teigmasse werden die entsprechenden Zutaten beigemengt â fĂŒr Vollmilchschokolade z. B. Milchpulver und Zucker. Diese zĂ€he Masse wird durch eine Walze gepresst und die Konsistenz dadurch verfeinert. Ăber die Walze gelangt die Masse in eine muschelartige Form, Conche genannt, und wird dort unter ZufĂŒhrung von WĂ€rme mit langsamen Drehbewegungen ĂŒber viele Stunden weiter verarbeitet âconchiert. Durch diesen Arbeitsschritt wird der Kakaomasse der letzte Rest von Wasser der Schokoladenmasse entzogen. Nach dem Ende des RĂŒhrvorganges ist die Schokoladenmasse fĂŒr die endgĂŒltige Form der Gestaltung, z. B. Tafel Schokolade, Osterhase, Ostereise und NikolĂ€use bereit. |
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So wird die Schokolade in eine Tafelform gepresst oder in Formen, die sich in einer Schleuder befinden, bei 30 Grad Celsius eingefĂŒllt. Bevor die Form, z. B. eines Osterhasen, mit Schokolade befĂŒllt wird, wird durch Handarbeit in bestimmte Teile der Formen weiĂe Klekse eingetrĂ€ufelt, die sich beim Endprodukt als weiĂe Schwanzspitze oder Nasenspitze zeigen. |
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Ist die flĂŒssige Schokoladenmasse in die Form eingefĂŒllt, wird die Form durch Rotation in Bewegung gesetzt. Die flĂŒssige Schokolade wird durch die Rotationsbewegung an die AuĂenwand der Form gepresst. Gleichzeitig wird die Form von auĂen durch Luft abgekĂŒhlt. So erhĂ€lt die Schokolade ihre Ă€uĂere Festigkeit und das Innere des Schokoladenhasens/Weihnachtsmannes bleibt hohl.
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Bis auf die Fa. Eberhardt ist die vorgefundene BetriebsgröĂe in ganz Deutschland nicht mehr zu finden. Die Produkte der Fa. Eberhardt werden regional verkauft oder können direkt vor Ort bezogen werden. Ein Versand ist wegen Bruchgefahr nicht vorgesehen. Es ist zu hoffen, dass dieser Regionalbetrieb mit seiner Einmaligkeit noch sehr lange im Odenwald Bestand hat. |
Quelle:
Hans Dieter Erlenbach | Leckere Hassen aus der Schokoschleuder - DarmstÀdter Echo 03.03.2015 |
Katja Hein | Der Beigeschmack des sĂŒĂen Nichtstuns - Wochenendmagazin Ostern 2003 |
Ella Gieg | Die OdenwÀlder RÀuber |
Gotthilde GĂŒterbock | Die Auflösung von Galmbach â Breubergbund â Der Breubergbund 1974 Heft 3 |
Wikipedia | Wie wÀchst Kakao, Kakao bei den Azteken und Mayas, Kakao |
Manfred Kassimir | Text und Bilder |
Gertrud u. Udo KĂŒhn |
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